Zentrale Netzwerk-Installation

Zehn Interessenten haben sich zum Stammtisch „QGIS 3 in der kommunalen Verwaltung: zentrale Netzwerkinstallation“ in Detmold zusammengefunden und intensiv über das Thema diskutiert. QGIS bringt von Haus aus leider keine Installationsroutinen zur zentralen Installation („Auslieferung) bzw. dem Betrieb auf einem Applikationsserver mit. Bei mehreren Installationen in einem Unternehmen / einer Institution kann sich eine zentrale Installation von QGIS jedoch schnell lohnen, da sie gegenüber einer Einzelplatzinstallation zahlreiche Vorteile mit sich bringt:

  • Einheitliches „Look & Feel“ durch Erstellen / Weitergabe eines zentralen Default-Profils
  • Festlegen von Verzeichnispfaden für Stile, Symbole, Druck-/Projektvorlagen etc.
  • Installation und Aktivierung von internen/externen Plugins
    Hinweis: Falls ein direkter Zugriff auf das öffentliche Plugin-Repository nicht gewünscht ist, kann man externe Plugins auch in einem lokalen Repository verfügbar machen.
  • Anlegen von Datenbankverbindungen und internen / externen WMS-Diensten

Verwendet man als Grundlage die Ausführungen von Herrn Bo Victor Thomsen aus Frederikssund, Dänemark (s.u.), lassen sich mit Hilfe von anzupassenden Batch-Dateien Standardinstallationen vornehmen und folgende Szenarien für eine zentrale Netzwerkinstallation von QGIS 3 erstellen:

  1. Zentrale Installation auf einem (Windows-)Applikationsserver (ggf. in einer Citrix-Umgebung)
    Hinweise: Diese Lösung setzt eine gute Netzwerkinfrastruktur im eigenen Hause voraus. Mindestanforderung ist ein GBit-LAN. Darunter (z.B. 100 Mbit-LAN) sind sowohl Ladezeiten als auch das Arbeiten mit QGIS kontraproduktiv. Der Vorteil eines Applikationsservers liegt darin, dass man nur eine Installation pflegen muss. Außerdem kann man das OSGeo4W-Setup verwenden. Damit hat man die Möglichkeit, mehrere aktuelle QGIS-Versionen parallel zu verwenden (LTR-, LR-, Dev-Variante). Eine Aktualisierung von QGIS ist über das zentrale OSGeo4W-Setup bequem und schnell möglich. Bei mobilen Geräten hat man allerdings das Problem, dass zunächst eine Verbindung zum Server aufgebaut werden muss, um auf die Anwendung zugreifen zu können (Citrix, VPN). Das kann die QGIS-Nutzung außerhalb des internen LAN’s je nach Geschwindigkeit der Verbindung beeinträchtigen oder auch verhindern.
  2. QGIS-Setup Datei für die Softwareverteilung
    Hinweise: Gegenüber der Variante 1 erhöht sich der Pflegeaufwand bei der Aktualisierung von QGIS. Die Standardinstallation muss für jede neu zu verteilende QGIS-Version erneut angelegt werden. Die Setup-Datei für die Softwareverteilung muss aktualisiert werden. Ein Vorteil dieser Variante besteht darin, dass jeder Rechner mit einer vollständigen QGIS-Installation ausgestattet ist und diese unabhängig von der Netzwerkverbindung verwendet werden kann. Die Performance hängt ausschließlich von dem lokalen Rechner ab.
  3. Standardinstallation auf ein Netzlaufwerk kopieren, Zip-Archiv erstellen und dieses bei Bedarf von Hand auf die Clients kopieren („QGIS on a stick“).

Bei allen Szenarien ist ein besonderes Augenmerk auf die Microsoft Visual C++-Bibliotheken zu richten. Ich verwende in der Regel die kompletten Installations-Dateien die für QGIS unter (64bit-Versionen) bzw. (32bit-Versionen) abgelegt sind. Es reicht allerdings auch aus, wenn man nur die dll’s (z.B. msvcp120.dll / msvcr120.dll) verwendet und diese ins bin-Verzeichnis der Standardinstallation kopiert.

Eine besondere Sorgfalt ist bei der Aktualisierung von QGIS geboten. Auch die LTR-Version erhält ein monatliches Update, bei dem vor allem Fehler beseitigt werden. Es können jedoch immer wieder auch neue Fehler auftauchen. Daher ist eine gründliche Validierung der neuen Version auf einem Testsystem obligatorisch. Mir sind in jüngster Zeit selbst zwei Fehler im Zusammenhang mit dem Zugriff auf Postgresql-Daten aufgefallen, die zu einer Verzögerung der Auslieferung von QGIS 3 bei uns geführt haben. Eine zur produktiven Installation parallele Test-Installation ist also für alle drei Szenarien unabdingbar!

Herr Senge von der Stadt Dortmund hatte im Verlauf der Diskussion darauf hingewiesen, dass QGIS beim Starten auch Python-Skripts verarbeitet (Startskripts). Dadurch lässt sich u.a. die Aktualität der verwendeten Plugins prüfen und korrigieren. Herr Senge, könnten Sie vielleicht das von Ihrem Kollegen erstellte Skript den Teilnehmern des Stammtisches als „Anschauungsmaterial“ zur Verfügung stellen?

Hier noch die Links. Die Arbeiten von Bo Victor Thomsen sind unter folgenden Adressen erreichbar:

Die Dokumentation des daraus entwickelten Vorgehens für QGIS 3 finden Sie im QGIS.DE-Wiki unter:

Zum Abschluss der Diskussion wurde angeregt, die skizzierten Lösungen auszuprobieren, ggf. Korrekturen und Erweiterungen an der Dokumentation auf QGIS.DE vorzunehmen und zwecks Erfahrungsaustausch untereinander in Kontakt zu bleiben.